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Wie ich zum LARP kam... Florian, April 2004

Live-Rollenspiel ist zweifellos mehr, als es für den Außenstehenden zu sein scheint, für mich ist es gar zu einer neuen Lebeneinstellung geworden, denn es hat mein Leben seit meinem ersten Con 1993 dramatisch verändert! Damals war ich fünfzehn und blätterte durch eine damalige Computerzeitung 'ASM' und entdeckte dort einen kleinen Artikel (wirklich ganz klein in eine Ecke gequetscht) in dem die Rede von Live-Rollenspiel und Fantasy war. Ich hatte zunächst keinen Plan, was das ganze sein sollte, doch die dabeistehende Telefonnummer verführte mich zu einem folgenschweren Anruf...

Der nette Spieler am Telefon weckte eine unbeschreibliche Neugierde in mir und ich meldete mich kurz darauf zu meinem ersten LARP an - bisher hatte ich zwar öfters mal 'Das schwarze Auge' gespielt, aber ich hatte keinen Schimmer, was mich im Schwarzwald im Sommer '93 erwarten würde. ''Schnoggeloch II'' lautete der vielversprechende und zugleich für mich völlig unverständliche Titel dieser ersten Veranstaltung (mittlerweile weiß ich darüber bescheid).

Ich stand also da, keine Ahnung von nix und brauchte einen Charakter und ein Kostüm, das mich nicht vor allen anderen völlig lächerlich machen würde. Da ich des Schneiderns in keinster Weise mächtig war (ich hatte nicht einmal eine Nähmaschine aus der Ferne gesehen), entschied ich mich dafür, einen Ninja-Anzug aus einem Sportkatalog zu bestellen, da ich im Kampfsport ein wenig Erfahrung vorweisen konnte und ich mich in so einen Charakter vermutlich ganz gut einleben würde. Dazu bastelte ich mir einen fast zwei Meter langen Kampfstab aus Bambus, Rohrisolierung und Tape. So fieberte ich dem August entgegen und hoffte auf ein außergewöhnliches Erlebnis, obwohl ich zugleich etwas verängstigt war alleine dorthin zu gehen, weil ich damals noch so ziemlich das schüchternste und zurückhaltenste Wesen meines Freundeskreises war...

Endlich war die Zeit gekommen und ich wartete am Bahnhof im Schwarzwald auf den Abholdienst der Veranstalter - unterdessen lernte ich bereits zwei weitere LARP-Anfänger kennen, die elf Zugstunden für dieses Ereignis auf sich genommen hatten. Nach einigem Warten und noch mehr Kilometern gelangten wir mit einem ganz gewöhnlichen Auto am Con-Platz an und quartierten uns ein - teils in Zelte, teils ins Haus, welches auch meine Lagerstätte sein sollte. Kaum nachdem ich eine halbe Stunde dort war, meine Habseligkeiten verstaut und anderer Leute, teils geniale, Kostüme bewundert hatte, wurde ich von einem etwas beleibteren Recken in Ledermontur angesprochen: ''Seid gegrüßt, mein Name ist Adrian... Wie werdet Ihr genannt?'' Mir stockte einen Augenblick lang der Atem, ich mußte leise Lachen und mir fiel wieder ein, das die Sache mit dem Charakter noch nicht so ganz zu meiner Zufriedenheit geklärt gewesen war. Zwar hatte ich über verschiedene Namen nachgedacht, doch keiner wollte mir so recht gefallen - das war noch einige Stunden vorher im Zug gewesen. Nun mußte ich mich schnell entscheiden und ich wählte ''Moon''. Dieser Name prägte meinen Charakter und wurde zugleich mein zweites ich. In meinem würzburger Freundeskreis werde ich noch immer so genannt, auch wenn Moon schon seit vielen Jahren Tristan gewichen ist - meinem jetzigen Stammcharakter.

Ich lernte auf diesem Con bereits am ersten Tag gut und gerne fünfzehn Leute kennen und fühlte mich sehr schnell ins Spiel ein, obgleich ich mich nicht alles traute, was mit abverlangt wurde, ganz einfach aus Gründen der Peinlichkeit. Mit meinem massiven ''Schüchternheitsproblem'' hatte ich einige Zeit zu kämpfen... Nach Einbruch der ersten Nacht begab sich die ganze Spielergemeinschaft auf den Weg zur nahen Burgruine 'Burg Geroldseck'. Ich hatte mich mit einem Krieger zusammengetan und entschlossen, die wenigen Frauen zu beschützen, für den Fall, es sollte etwas geschehen. Unterwegs bekam ich plötzlich von der Spielleitung einen Brief in die Hand gedrückt, mit den Worten ''es erst bei der Burg auszuspielen''. Ich hatte den Auftrag erhalten plötzlich und ohne Grund auszurasten und gegen alles sich Bewegende loszuschlagen, sobald wir die Burg errreichen sollten - zwischendurch sollte ich jedoch auch immer wieder plötzlich einschlafen...

Nun, ich war damals so unsicher, daß ich es nicht wagte, diese Spielerinfo auszuspielen, weil ich die Burgmauern nicht erblickte - ich hatte Angst, ich würde damit etwas falsch machen und irgendwer würde sauer auf mich sein. Tatsächlich war die Burg nur noch wenige Meter von uns entfernt gewesen, ich hatte sie aber trotzdem nicht gesehen. Um mich herum brach auf einmal Chaos aus - es hatten noch weitere Spieler Briefe erhalten und die spielten sie jetzt aus. Spätestens hier hätte ich eigentlich auch verstehen sollen, daß es auch für mich an der Zeit ist... Schwamm drüber!

Abgesehen davon muß ich sagen, daß die Spielleitung niemanden zur Schnecke macht, weil er etwas falsch oder gar nicht ausspielt (außer bei Kämpfen, aber dafür sorgen die Spieler untereinander); jeder spielt für sich selbst, die SL gibt quasi nur ab und zu ein paar Infos oder Aufträge aus - selber spielen ist der wahre Kern des LARP! Jedes LARP bringt Längen mit sich, die durch selbständiges Spiel überbrückt werden müssen, wobei das keine Qual, sondern das Spiel ist! Falls von der SL her Flaute herrscht, mache selber was los, so zeigst Du auch, daß Du ein guter Spieler bist; andere sitzen vielleicht nur rum und maulen, daß gar nichts passiert.

Zurück zum Con: Ich habe auf dem ''Schnoggeloch II'' einige der schönsten Momente meines Lebens erlebt und sehr viele neue Freunde gefunden, von denen ich noch zu neunzig Prozent regelmäßig Kontakt habe, auch wenn sie über ganz Deutschland verstreut sind! An dieser Stelle einen ganz lieben Gruß an alle Würzburger, Stuttgarter, Berliner, Darmstädter, Frankfurter, Münchner und wo sie alle herkommen... LARPs knüpfen phantastische Freundschaften mit phantastischen Menschen...

Ich habe auch auf diesem Con meine damalige Freundin kennengelernt, die ich sonst wohl nie getroffen hätte, danke an die Veranstalter! Ich könnte von diesem und anderen Cons noch eine Menge erzählen, doch werde ich dies nicht hier, sondern an anderer Stelle tun, wenn ich meine LARP-Bericht und -erzählseiten erstellen werde. Das Live-Rollenspiel hat mich seitdem sehr positiv verändert, machmal auch zum Leidwesen meiner Mitspieler, denn ich kann einfach die Klappe nicht halten! Von Schüchternheit ist gottlob keine Spur mehr zu finden, ich habe gelernt aus mir rauszugehen und zu tun, was ich möchte, ganz egal, was andere dabei über mich denken! Das ist es nämlich, womit vermutlich viele Anfänger Probleme haben, das ''sich gehenlassen''. Hierzu kann ich nur sagen, zwinge Dich zu nichts, es kommt alles von allein. Die ganze Atmosphäre eines LARPs verändert Dich und Deine Gefühle manchmal dramatisch und Du lernst vieles, was Dir sonst verwehrt gewesen bliebe, dazu. LARP ist eine Lebenserfahrung und für mich auch eine Lebenseinstellung geworden. Ein Leben ohne mein Hobby könnte ich mir mittlerweile nicht mehr vorstellen, denn meine Welt ist die der Fantasy und keine andere, deshalb möchte ich sie richtig erleben können!


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