Zauber


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''Ein fünfzehn Fuß großer Oger baut sich vor Dir auf und versperrt Dir den Weg. Als Großmeister sämtlicher arkanen Künste schnippst Du lässig mit der rechten Hand und flüsterst dem Oger leise ins Ohr: ''Das war die Todeshand, Du windest Dich jetzt unter großen Schmerzen auf dem Boden und stirbst einen ganz qualvollen Tod; aber spiel's auch gescheit aus!'' Der Oger sieht Dich unbeeindruckt an und entschließt sich, Dir mit seiner Keule den Kopf zu zertrümmern...''


Und was lernen wir daraus? Richtig - so zaubert man schon mal ganz sicher nicht!
Die wichtigste Vorraussetzung für das Gelingen eines Zaubers liegt in der Art, wie er ausgespielt wird. Unser ''pappnasiger Held'' hat dem Oger eindeutig bewiesen, daß er gar nicht zaubern kann und obendrein ein schlechter Spieler ist (ein guter Spieler braucht nicht ins Time-Out zu fallen, um seinen Zauber zu erklären!).
Wie zaubert man nun 'richtig'? Grundlegende Vorraussetzung ist zunächst die Kenntnis der eigenen Magie. Du mußt dir im klaren über Dein eigenes Magiesystem sein, welches Dir die Grundlage Deiner Zauberkunst bietet. Auf ihm bauen alle Deine Zauber auf. Als Beispiel werde ich meinen Magier-Charakter Moon anführen, einen Mond-Magier, bzw. ein Zauberer, der seine magischen Kräfte aus der Kraft der Gestirne zieht. Bei Tage ist seine Kraft sehr gering, dagegen bei Nacht um so größer. Die Zauber, die mir zur Verfügung stehen sind praktisch unbeschränkt, was nicht zuletzt auch daran liegt, daß ich Real-Life spiele. Dein Zauber muß für Dich selbst nachvollziehbar sein und Du solltest möglichst überzeugt sein, daß er so auch funktionieren könnte. Ist diese Grundlage erfüllt, kannst Du zum eigentlichen Wirken der Magie übergehen! Ich kann hier keine allgemeingültige ''Zauberrichtlinie'' aufstellen, da jeder anders und auf seine Weise zaubert - das rechte Feeling bekommst Du sowieso erst auf einem LARP, beim beobachten anderer Magier; vielleicht findest Du dort auch einen 'Meister', der Dich in seine Kunst einweist...?
Mit den folgenden Punkten möchte ich trotzdem versuchen ein paar Anregungen zu geben, um mögliche Fehler bei Anfängern zu vermeiden:
  • Gehe nicht davon aus, daß jeder Deinen Zauber kennt und weiß, wie er reagieren muß!
  • Du mußt den Spruch verständlich ausspielen, so daß möglichst offensichtlich ist, was Du da gerade fabrizierst. Am besten ist es, nicht irgendwelche ''Grummellaute'' als Zauberformel auszugeben, die dann noch möglichst leise und unhörbar vor sich hin gemurmelt werden, sondern eine jedem bekannte Sprachform zu wählen (z.B. diese hier), in die man den Spruch möglichst phantasievoll, aber verständlich, verpackt und bitte für alle höhrbar ausspielt.
  • Jeder muß Dir glauben können, daß dieser Spruch funktioniert, zeige also immer Dein bestes Spiel!
  • Einige Zauber benötigen vielleicht Komponenten oder andere Vorbereitung. Das gilt vor allem für stärkere Zauber, deren Auswirkungen den Spielverlauf deutlich beinträchtigen könnten oder auch für Rituale oder Wiederbelebungen,... Mit der Zeit entwickelt man ein Verständnis für die Magie und kann die Stärke selber einschätzen...
  • Nicht jeder Zauber funktioniert immer! Ein mißlungener Zauber ist 'gefumbelt' (lies: 'gefambelt'). Keinem Magier gelingt stets alles - sei also ehrlich zu Dir selbst und lasse einen Fumbel gelegentlich zu! Es gibt auch den ein oder anderen Magier, der fast nichts anderes zustande bringt. Ein Fumbel kann z.B. eintreten, wenn plötzlich etwas in einen Bannkreis fliegt, in dessen Innern gerade ein Ritual stattfindet oder bei sonstigen unglücklichen Zufällen. Wurde bei einem Zauber oder einem Ritual gefumbelt, so bleibt es meist nicht ohne Auswirkungen für die Beteiligten oder auch andere Personen, also vorsicht bei jeder Art des Magiewirkens!

Ritual

Das Wirken von Magie fordert, meiner Ansicht nach, den Spieler mehr, als jeder andere Charakter. Magier sollten möglichst kreativ und redegewand sein. Nichts ist langweiliger als ein Magier, der die ganze Zeit seine Sprüche aus einzelnen Wortfetzen mit Minutenabständen zusammenfriemelt und dabei steif wie ein Stockfisch rumsteht. Das führt mich umgehend zu einem weiteren Punkt: Magier sollten ihre Zauber mit ihrem Körper unterstützen. Wenn Du also einen Windstoß zauberst, richte Dich z.B. zunächst zum Himmel, rufe die Winde an und versuche sie in Deinen Händen zu fangen, darin einzuschließen und schleudere sie nun Deinen Widersachern mit einer schwungvollen Geste und einem lauten ''Windstoß!'' entgegen! So wirkt der Zauber nicht aufgesetzt und jeder kann sich in etwa vorstellen, was Du von ihm willst.

Ein weiterer, extrem wichtiger Punkt ist die Ausdauer eines Zauberers. Irgendwann geht selbst dem Mächtigsten die Kraft aus! Je schwächer ein Magier wirkt, desto mehr geht ihm die Zauberei an die eigene Substanz. Ich vertrete die Ansicht, daß von diesem Zeitpunkt ab an der Lebensenergie des Zaubernden gezehrt wird und er im Extremfall gar stirbt. Auch in brenzligen Situationen kann es also gut sein, sein bißchen Restenergie aufzusparen und die Krieger vorauszuschicken.
Wie erhält man die verbrauchte Energie wieder zurück? Ein kleines Beispiel habe ich bereits auf der vorigen Seite mit dem Finsterelben geschildert. Andere Magier erlangen ihre Kräfte durch Meditation wieder, wobei dies auf einem Con eine lange Zeit sein kann - es hängt letztlich vom Spieler ab, wie lange er sich absondern will, denn die Meditation führen viele abseits des Lagers durch, um sich besser konzentrieren zu können. Ich habe einmal jemanden den halben Tag Meditieren gesehen! Die Dauer hängt natürlich auch vom Con selber ab; ist es nur ein Wochenend-Con, so macht es wenig Sinn sich fünf Stunden lang zu verziehen. Allerdings bedeutet das auch nicht, daß fünf Minuten ausreichen! Wenn man seine Kraft verbraucht hat, muß sie wie gewohnt zurückerlangt werden. Doch nun genug davon, ich denke, es ist verständlich geworden, was ich damit ausdrücken will! Ein letztes Beispiel für das Wiedererlangen seiner magischen Kräfte gebe ich nun anhand meines Charakters:

''Ich wanderte den schmalen Weg hinauf, auf der Suche nach einem geeigneten Platz, meine Zeremonie abzuhalten. Es war kühl und klar und ich konnte die Sterne deutlich durch den schwarzen Schleier der Nacht sehen; der Mond selbst strahlte in seinem vollen Glanz und ich spürte seine Energie tief in meiner Seele. Ich ließ die Straße hinter mir und begab mich ins offene Feld, wo ich bald einen geeigneten Platz fand. Ich breitete meinen Umhang auf dem feuchten Gras aus und ließ mich nieder. Aus meinen Taschen kramte ich einige Kerzen und Kristalle, die ich vor mir in der Sichel des Mondes drapierte. Ich nahm mein Amulett ab und wickelte die Kette um meine Hand. Einen Bannkreis würde ich hier nicht benötigen, da die Gefahr eines Angriffs gering war und ich niemanden in meiner Nähe ausmachen konnte.
Um mich hörte ich die Laute der Nacht. Ich ließ die Ruhe in mich einkehren und begann meine Meditation. Lange Zeit saß ich und richtete meine Sinne auf den Mond, Menagór, wie ich ihn zu nennen pflege, und ließ eine Verbindung zwischen uns entstehen, einen Fluß der Energie, den ich in mich aufsog und mich mit Ruhe und Kraft erfüllte. Mein Amulett diente mir als Magiefokus und verstärkte den Strom; ich öffnete meine Augen einen Spalt breit, richtete sie auf Menagór und sah die Energien fließen, wie ein glitzernder Bach, den kleinste Sterne hinabtreiben...''

Auf diese Weise erfüllte ich meinen Charakter einst mit neuer Energie, doch wende ich jedesmal auf's Neue eine andere Methode an, ich spiele nicht nach ''Schema F''. Live-Rollenspiel engt Dich in keinem Moment ein - niemand kann Dir vorschreiben, wie Du Deinen Charakter zu spielen hast, es liegt ganz alleine bei Dir!


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